Inhaltsverzeichnis
- Was ist EMV (Elektromagnetische Verträglichkeit)?
- Welche Rolle spielt EMV bei der elektronischen Geräteentwicklung?
- Wie lassen sich EMV-Störungen vermeiden? Maßnahmen
- Beispiele für EMV-Produktnormen im Industrie-Bereich
Was ist EMV (Elektromagnetische Verträglichkeit)?
EMV, oder Elektromagnetische Verträglichkeit, bezeichnet die Fähigkeit eines elektronischen Gerätes oder Systems, in seiner elektromagnetischen Umgebung zufriedenstellend zu funktionieren, ohne dabei unzulässige elektromagnetische Störungen zu verursachen.
EMV ist ein entscheidender Aspekt in der Elektronikentwicklung, da elektromagnetische Störungen die Funktion eines Geräts beeinträchtigen und sogar zu dessen Ausfall führen können.
EMV-Störungen: Beispiele
EMV-Störungen können auf unterschiedlichen Wegen übertragen werden:
- Galvanische Kopplung: Hierbei handelt es sich um eine direkte elektrische Verbindung zwischen zwei Schaltungen, meist über gemeinsame Leiter. Störungen werden direkt übertragen.
- Induktive Kopplung: Dieser Übertragungsweg basiert auf dem Prinzip der elektromagnetischen Induktion. Ändert sich der Strom in einer Leitung, entsteht ein Magnetfeld, das in einer nahegelegenen Leitung eine Spannung induzieren kann.
- Kapazitive Kopplung: Bei dieser Form der Übertragung können sich Schaltungen über elektrische Felder beeinflussen. Dies geschieht meist bei hochfrequenten Signalen und kurzen Distanzen.
- Elektromagnetische Wellen: Diese Übertragungsart bezieht sich auf die Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen (Radio- oder Mikrowellen) durch den Raum. Dabei kann eine Störquelle Radiowellen aussenden, die in anderen Geräten Interferenzen verursachen können.
Welche Rolle spielt EMV bei der elektronischen Geräteentwicklung?
In der Elektronikentwicklung spielt die EMV eine entscheidende Rolle. Entwickler müssen darauf achten, dass die Geräte geltende EMV-Standards erfüllen. Dies kann durch verschiedene Maßnahmen erreicht werden, wie die Verwendung von Komponenten und Layout-Techniken, die elektromagnetische Störungen minimieren, sowie durch sorgfältige Prüfung und Anpassung des Designs im Laufe des Entwicklungsprozesses.
Die Einhaltung der EMV-Anforderungen ist nicht nur eine rechtliche Notwendigkeit, sondern auch ein wichtiger Aspekt der Qualitätssicherung. Sie gewährleistet die Leistungsfähigkeit elektronischer Geräte.
Wie lassen sich EMV-Störungen vermeiden? Maßnahmen
EMV-Störungen können durch eine Kombination aus präventiven Designprinzipien, angemessener Auswahl von Komponenten und sorgfältiger Prüfung minimiert oder vermieden werden. Einige allgemeine Maßnahmen sind:
- Verwendung von geschirmten Gehäusen und Kabeln: Geschirmte Gehäuse und Kabel können dazu beitragen, elektromagnetische Emissionen zu minimieren und die Anfälligkeit gegenüber elektromagnetischen Interferenzen zu reduzieren.
- EMV-gerechtes Design: Schon in der Entwurfsphase eines Geräts sollten EMV-Aspekte berücksichtigt werden. Dazu gehören die sorgfältige Platzierung elektronischer Komponenten, die Vermeidung von langen Leitungsführungen und die sorgfältige Gestaltung von Erdungs- und Versorgungsleitungen.
- Verwendung von EMV-Filtern: EMV-Filter können an kritischen Stellen in der Schaltung verwendet werden, um unerwünschte hochfrequente Signale zu unterdrücken.
- Durchführung von EMV-Tests: Durch regelmäßige Durchführung von EMV-Tests können potenzielle Probleme frühzeitig erkannt und behoben werden.
Beispiele für EMV-Produktnormen im Industrie-Bereich
In Deutschland und in der Europäischen Union gelten diverse Standards und Vorschriften im Bereich EMV für die Industrie, darunter:
- EN 61000-6-2: Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) – Teil 6-2: Normen für Industrieumgebungen.
- EN 61000-6-4: Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) – Teil 6-4: Normen für Emissionen in Industrieumgebungen.
- EN 55011: Industrie-, Wissenschafts- und Medizingeräte (ISM) – Funkstöreigenschaften – Grenzwerte und Messverfahren.
- DIN EN 61326-1: Elektrische Mess-, Steuer-, Regel- und Laborgeräte – EMV-Anforderungen – Teil 1: Allgemeine Anforderungen.
- DIN EN 50121: Bahnanwendungen – Elektromagnetische Verträglichkeit.
- DIN EN 50498: Geräte und Systeme der Verkehrstelematik für den Straßenverkehr – Elektromagnetische Verträglichkeit – Prüfverfahren und Leistungskriterien.
