Funktionstests in der Elektronikentwicklung: Verfahren im Vergleich

Funktionsprüfung zur Qualitätssicherung von Elektronik
Was sind Funktionstests und worin unterscheiden sich die Verfahren? Ob In-Circuit-Test, Flying Probe oder Burn-In-Test – jede Methode hat ihre speziellen Stärken und Einsatzbereiche. In diesem Artikel vergleichen wir die wichtigsten Funktionstests und zeigen, mit welchen Vor- und Nachteilen die jeweiligen Testkonzepte einhergehen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Funktionstests?

Funktionstests sind wesentliche Prüfverfahren in der Elektronikfertigung und -entwicklung, die darauf abzielen, die korrekte Funktionsweise einer Baugruppe oder eines Geräts zu überprüfen. Anders als Sichtprüfungen, bei denen lediglich sichtbare Mängel beurteilt werden, testen Funktionstests die elektrischen Eigenschaften und die Leistung der Bauteile unter realen Betriebsbedingungen. Je nach Anforderungen und Baugruppentyp gibt es verschiedene Verfahren, die sich in ihrer Methodik und Zielsetzung unterscheiden.

In-Circuit-Test (ICT): Prüfung einzelner Bauteile

Der In-Circuit-Test (ICT) ist ein Verfahren, bei dem einzelne Bauteile einer bestückten Leiterplatte direkt auf ihre elektrische Funktionalität geprüft werden. Dies geschieht durch spezielle Testpunkte, die elektrische Verbindungen und Bauteilwerte messen. Der ICT ermöglicht eine präzise Fehlerlokalisierung und gilt als sehr zuverlässig für die Identifikation von Defekten wie fehlerhafte Bauteile, Kurzschluss oder offener Schaltkreis.

Diese Methode ist ideal für die Serienproduktion, wo eine hohe Genauigkeit erforderlich ist. Allerdings ist der ICT aufwendig in der Einrichtung und erfordert spezielle Vorrichtungen und Testgeräte, was die Kosten erhöht.

Flying Probe Test: Bauteilprüfung mittels beweglicher Sonden

Der Flying Probe Test ist ein flexibles Prüfverfahren in der Qualitätssicherung, bei dem bewegliche Sonden (Probes) über die Leiterplatte geführt werden, um elektrische Tests durchzuführen. Diese Methode benötigt keine speziellen Testadapter und ist daher ideal geeignet für kleinere Serienproduktionen oder Prototypen.

Der Flying Probe Test kann ähnliche Tests wie der ICT durchführen, ist jedoch langsamer und weniger effizient bei großen PCB-Stückzahlen. Ein großer Vorteil ist die Flexibilität und die Möglichkeit, Änderungen in der Testsequenz schnell umzusetzen, ohne aufwendige Hardwareanpassungen vornehmen zu müssen.

Prüfsoftware: Funktionalität komplexer Schaltungen

Prüfsoftware wird speziell für eine Anwendung entwickelt und dient dazu, die Funktionalität und Programmierung der Schaltung zu überprüfen. Diese Software kann individuell angepasst werden, um spezifische Tests für die jeweilige Baugruppe durchzuführen und automatisierte Prüfprozesse zu ermöglichen.

Qualitätsprüfer für Elektronik
Prüfsoftware wird extra für diese Anwendung programmiert und erfordert spezielles Fachwissen

Prüfsoftware bietet eine hohe Genauigkeit und ist besonders nützlich für komplexe Schaltungsentwicklungen und Systeme, bei denen eine manuelle Überprüfung nicht ausreicht. Die Entwicklung und Implementierung der Prüfsoftware kann jedoch teuer und zeitaufwendig sein und erfordert spezialisierte Kenntnisse.

Burn-In-Test: Aufdecken von Schwachstellen

Der Burn-In-Test ist ein Verfahren, bei dem elektronische Baugruppen über einen längeren Zeitraum unter extremen Bedingungen betrieben werden, um Frühausfälle und Zuverlässigkeitsprobleme zu identifizieren. Während dieses Tests werden die Baugruppen typischerweise unter erhöhter Temperatur und elektrischer Last betrieben, um Schwachstellen aufzudecken.

Der Burn-In-Test ist sehr zuverlässig für die Sicherstellung der Langzeitstabilität und -zuverlässigkeit von Elektronikentwicklungen. Allerdings ist dieses Verfahren sehr kosten- und zeitintensiv, da spezielle Einrichtungen und längere Testzeiten erforderlich sind. Es wird häufig bei sicherheitskritischen Anwendungen und hochwertigen Produkten eingesetzt.

Verfahren für Funktionsprüfung im Vergleich

Zwischen den verschiedenen Prüfverfahren bestehen einige Unterschiede hinsichtlich der Einsatzmöglichkeiten, Vor- und Nachteile sowie der damit verbundenen Kosten und Zuverlässigkeit. Die folgende Übersicht vergleicht die gängigsten Testmethoden.

Prüfverfahren In-Circuit-Test (ICT) Flying Probe Test Prüfsoftware Burn-In-Test
Anwendung Serienproduktion Kleinere Serienfertigung, Prototypen Komplexe Schaltungen und Systeme Sicherheitskritische Anwendungen, hochwertige Elektronik
Vorteile Präzise Fehlerlokalisierung, sehr zuverlässig Flexibel, keine speziellen Adapter erforderlich Hohe Genauigkeit, individuell anpassbar, automatisierbar Identifikation von Frühausfällen, Sicherstellung der Langzeitstabilität
Nachteile Aufwendig in der Einrichtung, erfordert spezielle Vorrichtungen und Testgeräte Langsamer, weniger effizient bei großen Stückzahlen Hohe Entwicklungskosten, spezialisierte Kenntnisse erforderlich Sehr kosten- und zeitintensiv, erfordert spezielle Einrichtungen
Kosten Hoch Mittel Hoch Sehr hoch
Zuverlässigkeit Hoch Hoch Hoch Sehr hoch
Zeitaufwand Hoch Hoch Mittel Sehr hoch

Fazit: Für jeden Fall der passende Funktionstest

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass jedes Verfahren der Funktionsprüfung spezifische Stärken und Anwendungsbereiche hat. Der In-Circuit-Test (ICT) bietet eine präzise Fehlerlokalisierung und ist besonders in der Serienfertigung unverzichtbar, während der Flying Probe Test durch seine Flexibilität und die Möglichkeit, ohne spezielle Adapter auszukommen, ideal für Prototypen oder kleinere Serien ist.

Für komplexe Schaltungen bietet die individuell anpassbare Prüfsoftware eine hohe Genauigkeit, allerdings zu höheren Kosten. Der Burn-In-Test schließlich spielt eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, die Langzeitstabilität und Zuverlässigkeit sicherheitskritischer Baugruppen zu gewährleisten. Die Wahl des richtigen Prüfverfahrens hängt stark von den Produktionsanforderungen und der Komplexität der Baugruppe ab und ist entscheidend, um in der Elektronikfertigung sowohl Qualität als auch Effizienz zu garantieren.

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Franziska Heinen

Als Online Marketing Managerin ist sie für immer frischen Content in unserem Blog zuständig - stets mit Rückenwind aus den Fachabteilungen.

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