Lastenheft erstellen: In 5 Schritten von der Idee zum Konzept

Erstellung eines Lastenhefts für Elektronikentwicklung
In 5 Schritten zum Lastenheft: Sie haben bereits eine Idee für Elektronik im Kopf, sind aber unsicher, wie Sie diese auf Papier bringen? Was gehört in ein Lastenheft, wie ist es aufgebaut und worin liegt der Unterschied zum Pflichtenheft? Das klären wir Schritt für Schritt in diesem Artikel.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Lastenheft? Wozu wird es benötigt?

Ein Lastenheft ist ein Dokument, welches die Anforderungen an die kundenspezifische Elektronik festlegt, die Ihr Unternehmen entwickeln und fertigen lassen möchte. Dies schafft eine klare Basis für den Entwicklungsprozess und stellt sicher, dass Ihre Vorgaben verstanden und erfüllt werden.

Unterschied Lastenheft/Pflichtenheft

Das Lastenheft und das Pflichtenheft sind zwei wichtige Dokumente bei der kundenspezifischen Entwicklung. Das Lastenheft beschreibt die Anforderungen und Bedürfnisse des Kunden an die Elektronik. Es ist ein Dokument, welches vom Kunden erstellt wird und eine klare Definition der erwarteten Funktionalität, Leistung und Eigenschaften des Produkts liefert.

Hinweis: Ein Lastenheft ist keine Voraussetzung, damit Sie eine Anfrage bei uns stellen können. Im Dialog besprechen wir gerne Ihre Anforderungen und erarbeiten gemeinsam eine konkrete Lösung. Erfahren Sie mehr dazu in unserem Artikel Dialog statt Lastenheft.

Das Pflichtenheft hingegen ist ein Dokument, welches vom Elektronikentwickler erstellt wird und detailliert beschreibt, wie die Anforderungen aus dem Lastenheft umgesetzt werden sollen. Es enthält detaillierte technische Spezifikationen, einen Projektplan und eine Beschreibung der Tests und Validierungen, die durchgeführt werden sollen.

Während das Lastenheft das „Was“ der Elektronikentwicklung beschreibt, beschreibt das Pflichtenheft das „Wie“. Beide Dokumente sind wichtig, um sicherzustellen, dass das Projekt den Anforderungen und Bedürfnissen des Kunden entspricht und erfolgreich abgeschlossen wird.

Konkrete Umsetzung der Elektronikentwicklung
Im Pflichtenheft geht es bereits um die konkrete Umsetzung der geforderten Elektronikentwicklung

Wie umfangreich sollte das Lastenheft sein?

Ob grobe Stichpunkte oder voll ausformuliert: Das Lastenheft sollte so umfangreich sein, dass es alle wichtigen Anforderungen und Spezifikationen an die Elektronik enthält. Jedoch sollte es nicht zu detailliert sein, um den Entwicklungsprozess nicht unnötig zu verkomplizieren.

Welche Angaben gehören in ein Lastenheft?

Ein Lastenheft kann je nach Umfang folgende Elemente enthalten:

  • Zusammenfassung: Eine kurze Beschreibung des Projekts und der Ziele.
  • Anforderungen: Eine detaillierte Liste der Anforderungen an die Elektronik, einschließlich Leistungsmerkmale, Funktionen, Schnittstellen, Abmessungen, Standards und Zertifizierungen.
  • Einschränkungen: Besondere Vorgaben oder Einschränkungen, die bei der Entwicklung berücksichtigt werden müssen.
  • Zeitplan: Eine Übersicht über den Zeitplan, einschließlich wichtiger Meilensteine und Fristen.
  • Budget: Eine Auflistung der erwarteten Kosten des Projekts.
  • Qualitätskontrollverfahren: Eine Beschreibung der Methoden, mit denen die Qualität der entwickelten Elektronik sichergestellt werden soll.

. Denn es geht in erster Linie um Ihre Anforderungen, gemäß dem Motto „Wünsch dir was“. Inwiefern Ihre Vorgaben tatsächlich umgesetzt werden (können), obliegt dem Auftragnehmer. Dieser hat oft einen ganz anderen Blick auf das Projekt und kann mit fundiertem Know-how möglicherweise zu einer abweichenden Lösung gelangen.

In 5 Schritten zum Lastenheft (Elektrotechnik)

Es gibt einige Schritte zu beachten, bevor das Lastenheft erstellt wird.

1. Zweck und Ziele der Elektronikentwicklung festlegen

Bevor Sie mit der Erstellung des Lastenhefts beginnen, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, warum Sie die Elektronik entwickeln möchten und welche Ziele Sie damit erreichen möchten. Diese Informationen helfen Ihnen, die Anforderungen zu definieren und das Lastenheft zu strukturieren.

2. Anforderungen an die Elektronik ermitteln

Um eine aussagekräftige Spezifikation zu erstellen, müssen Sie die Anforderungen an die Elektronik ermitteln. Hierbei sollten Sie alle relevanten Aspekte berücksichtigen, einschließlich der technischen Spezifikationen, der Umgebung, in der die Elektronik eingesetzt wird, sowie der Anforderungen an die Zuverlässigkeit und Lebensdauer.

Zuverlässigkeit und Lebensdauer sind entscheidende Aspekte der Elektronikentwicklung. Berücksichtigen Sie daher Faktoren wie Betriebsbedingungen, Lebensdauererwartung und der Wartungsanforderungen.

Die Umgebung hat einen großen Einfluss auf die Funktionalität und Lebensdauer der Elektronik. Definieren Sie daher Temperatur, Feuchtigkeit, Vibrationen, Stöße und Erschütterungen, welche Ihr Produkt ausgesetzt sein wird.

Tipp: Ihr Gerät muss extremen Bedingungen ausgesetzt sein, welche die üblichen Anforderungen übersteigen? Gerne unterstützen wir bei der Umsetzung robuster Elektronik.

Was sind funktionale und nichtfunktionale Anforderungen?

Funktionale Anforderungen sind die Funktionen, welche die Elektronik erfüllen soll. Zum Beispiel könnte eine funktionale Anforderung für ein elektronisches Gerät sein, dass es in der Lage sein muss, bestimmte Sensordaten zu messen und zu verarbeiten.

Nichtfunktionale Anforderungen beschreiben hingegen die Eigenschaften, welche die Bedürfnisse des Benutzers erfüllen. Das könnte z.B. der Schutz gegen Überstrom, Überhitzung oder andere potenziell gefährliche Bedingungen sein.

3. Anforderungen strukturieren

Nachdem Sie die Anforderungen ermittelt haben, erstellen Sie eine Liste der Vorgaben. Berücksichtigen Sie hierbei alle relevanten Aspekte einschließlich der elektrischen, mechanischen, thermischen und optischen Eigenschaften. Es ist auch hilfreich, die Anforderungen nach Priorität zu sortieren. Eine klare Priorisierung der Features hilft dabei, Overdesign in der Produktentwicklung zu vermeiden.

Strukturierte Vorgehensweise
Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um Ihr Projekt zu strukturieren und zu priorisieren

4. Lastenheft schreiben: Aufbau

Anschließend geht es an die tatsächliche Erstellung des Lastenhefts. Das Lastenheft sollte klar und präzise formuliert sein und alle zuvor ermittelten Anforderungen umfassen. Strukturieren Sie das Lastenheft nach Abschnitten, um die Lesbarkeit zu verbessern. Ein möglicher Aufbau des Lastenhefts könnte wie folgt aussehen:

  • Beschreiben Sie kurz Ihr Unternehmen und nennen Sie namentlich die Projekt-Verantwortlichen.
  • Hier beschreiben Sie die Projektziele, welche mit der Elektronikentwicklung erreicht werden sollen. Die Zielsetzung kann beispielsweise die Verbesserung von Produkteigenschaften oder die Erschließung neuer Anwendungsbereiche umfassen.
  • In diesem Abschnitt erläutern Sie bestehende Gegebenheiten, welche das Projekt beeinflussen, wie z.B. betriebliche Rahmenbedingungen oder gesetzliche Vorgaben.
  • Welche konkreten Anforderungen soll die Elektronik erfüllen? Schreiben Sie eine Liste einschließlich funktionaler und nichtfunktionaler Anforderungen.
  • Setzen Sie Randbedingungen fest. Dazu zählen Terminvorgaben, Budgets sowie einzuhaltende Normen und Standards.
  • Geben Sie vor, welche Dokumentationen und Berichte während des Projekts erstellt werden müssen, einschließlich Entwicklungsunterlagen, Testprotokollen und Freigabedokumenten.
  • Der Anhang enthält zusätzliche Informationen, die für das Projekt relevant sein können, wie beispielsweise Zeichnungen, Pläne, Spezifikationen oder technische Datenblätter.

Berücksichtigen Sie auch Formalitäten wie die Erstellung eines Titelblatts sowie eines Inhalts- und ggf. Abkürzungsverzeichnisses.

5. Überprüfung und Abnahme des Lastenhefts

Bevor Sie das Lastenheft an den Auftragnehmer weitergeben, sollten Sie es sorgfältig überprüfen. Sobald das Lastenheft abgenommen wurde, kann der Elektronikentwickler mit der Erstellung eines Pflichtenhefts und der eigentlichen Elektronikentwicklung beginnen.

Besprechung und Abnahme des Lastenhefts
Gehen Sie mit allen Projektbeteiligten das Lastenheft durch, bevor Sie es freigeben

Durch die Einhaltung dieser Schritte stellen Sie sicher, dass das Lastenheft klar und präzise formuliert ist und alle relevanten Anforderungen umfasst. Dies wird dazu beitragen, Missverständnisse zwischen Ihnen und dem Auftragnehmer zu vermeiden und die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Elektronikentwicklung zu erhöhen.

Wie detailliert muss das Lastenheft sein?

Es gibt keine gesetzlichen Vorgaben, wie detailliert ein Lastenheft sein muss. Prinzipiell gilt: Je genauer Sie Ihre Anforderungen schildern, desto besser können diese umgesetzt werden.

In der Realität hat sich jedoch oft gezeigt, dass ein voll ausformuliertes Lastenheft keine Notwendigkeit für eine erfolgreiche Entwicklung darstellt. Grobe Stichpunkte in einer E-Mail reichen aus, damit wir in Kontakt kommen und gemeinsam in einem Gespräch überlegen können, welche Anforderungen und Funktionen Ihre Elektronik erfüllen sollte.

Denn wir arbeiten nicht stumpf Lastenhefte ab, sondern setzen auf den Dialog mit unseren Kunden. Das bedeutet: Selbst wenn sich Fehler in Ihr Lastenheft eingeschlichen haben oder sich Ihre Anforderungen im Laufe des Projekts ändern, stellt das kein Problem dar. Gemeinsam arbeiten wir an einer konstruktiven Lösung, um Ihr Produkt so effizient wie möglich zu entwickeln.

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Franziska Heinen

Als Online Marketing Managerin ist sie für immer frischen Content in unserem Blog zuständig - stets mit Rückenwind aus den Fachabteilungen.

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